Kritik an Reise-Startup Wandermut: „Wir wollten einfach kranken Scheiß machen“ (2024)

Für seine Südamerika-Tour durch ein Gebiet, durch das auch eine der größten Flüchtlingsrouten weltweit führt, wird das Startup Wandermut kritisiert. Der Gründer zeigt sich unbeeindruckt.

Kritik an Reise-Startup Wandermut: „Wir wollten einfach kranken Scheiß machen“ (1)

Wandermut

„Wir gehen dorthin, wo niemand hingeht.“ Und: „Der Ausgang (dieser Expedition) bleibt ungewiss.” Mit Claims wie diesen wirbt das Kölner Startup Wandermut für seine Abenteuerreisen. Wandern durch die Sahara oder den Amazonas, ein Survival-Camp auf einer einsamen pazifischen Insel – Touren wie diese kosten zwischen 2.200 und 5.000 Euro, hinzu kommen noch die Kosten für die Anreise.

Die beiden Freunde Tom Schinker und Martin Druschel haben Wandermut gegründet, seit 2018 schon organisieren sie diese nicht besonders erholsamen Trips. Bekannt wurde das Kölner Startup auch durch den Youtube-Hit 7 vs. Wild. In der zweiten Staffel der Internetserie traten die beiden Wandermut-Gründer als Mitorganisatoren auf, sie halfen dabei, die Location zu finden und begleiteten den Dreh vor Ort.

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In den letzten Monaten ist das Startup jedoch wegen etwas anderem international in die Schlagzeilen geraten: für eine ihrer angebotenen Expeditionen durch den sogenannten Darién Gap. Der liegt an der Grenze zwischen Panama und Kolumbien – und durch die Region führt eine der meistfrequentierten Flüchtlingsrouten weltweit.

Urlaub machen, wo andere ihr Leben riskieren?

Und genau in dieser Region bietet Wandermut also eine Abenteuertour an, auf der Homepage des Startups beworben unter „Crossing the Darien: Panama Dschungel Tour“. Nach Angaben des Gründers Tom Schinker bietet die Firma diese Tour schon seit mehreren Jahren an, bislang ohne Beschwerden. Doch im Sommer dieses Jahres veröffentliche das öffentlich-rechtliche Funk-Format „Y-Kollektiv“ ein Video über diese Tour, das wurde daraufhin in sozialen Netzwerken wie Twitter (jetzt X) geteilt und die Firma teils heftig kritisiert. Nutzer warfen den Gründern unter anderem „Ignoranz“ vor. Auch die britische Zeitung The Guardian berichtete im Sommer darüber.

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Die Hauptkritik: Wie kann man dort einen Urlaubstrip anbieten, wo andere Leute in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihr Leben riskieren? Der Gründer Tom Schinker sagt, für ihn gebe es keinen Zusammenhang zwischen der Wandermut-Tour und dem Weg, den die Geflüchteten nehmen. „Die Flüchtlingsrouten verlaufen im Norden, wir sind an der anderen Küste unterwegs“, sagt er zu Gründerszene. Die Arbeit von Wandermut würde außerdem vom Tourismusministerium von Panama unterstützt. Auch die Einheimischen in der Region, Indigene des Stammes der Emberá, würden von den Touren profitieren: „Wir sind ihre einzige Einnahmequelle.“ Auch mit dem Militär stehe man im direkten Austausch, sagt er. Mit den Kartellen arbeitete man hingegen nicht zusammen.

Der Leiter der internationalen Organisation für Migration in Panama hingegen äußerte sich gegenüber dem Guardian kritisch über eine touristische Tour durch das dortige Gebiet. Es gebe dort keine Straßen und der Zugang sei für Grenzbehörden und erst recht für Privatpersonen „sehr gefährlich“.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben 400.000 Personen den Darién Gap durchquert, in der Hoffnung, so die USA zu erreichen. Ein neues Rekordhoch. 2022 waren es noch insgesamt 250.000 Personen, schon heute ist die Zahl also fast doppelt so hoch. Die meisten der Geflüchteten stammen aus Lateinamerika, mehr als die Hälfte von ihnen sind laut dem Sicherheitsministerium von Panama Kinder und Babys.

Nicht alle von ihnen schaffen es durch die Sumpfgebiete und den dichten Regenwald. Mindestens 36 Geflüchtete verloren dort laut offiziellen Statistiken im vergangenen Jahr ihr Leben, die Dunkelziffer ist vermutlich noch deutlich höher. Auch Drogenkartelle sind dabei eine Bedrohung, sie kontrollieren Teile der Routen.

Wandermut-Gründer wehrt sich gegen Kritik

Auch für die Teilnehmenden der Wandermut-Tour ist eine solche Expedition also gefährlich, doch anders als die Geflüchteten sind sie mit Satellitentelefon und mehreren Guides ausgestattet. Spielen sie also Flüchtlinge? „Nein, das würde ich nicht sagen“, so Wandermut-Gründer Tom Schinker. Wir gehen in ein Gebiet, in dem noch keiner war. Das ist nicht Flüchtling spielen.“ Die Teilnehmenden seien sich des Risikos bewusst. „Klar ist das, was wir machen, gefährlich. Das ist der Kern von Wandermut. Wir wollen nicht wie im Robinson-Club das Risiko rausstreichen.“

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Die Unzugänglichkeit der Region sei der Grund gewesen, weshalb Wandermut überhaupt auf diese Region aufmerksam geworden sei, sagt er. „Wir standen vor einer großen Südamerika-Karte. Da gibt es eigentlich Straßenverbindungen über den ganzen Kontinent – außer im Darién Gap. Dort gibt es keine Straße, das einzige Durchkommen dort ist mit dem Boot oder durch den Dschungel.“

Bisher sei auch immer alles gut gegangen, wirklich ernsthaft verletzt habe sich noch niemand. Das Schlimmste, was laut Schinker bisher auf den Expeditionen passiert sei: Schnitte, die in der Wildnis genäht werden mussten, Lungenentzündungen, Bisse von Skorpionen oder von der sogenannten Bullet Ant, einer Riesenarmeise. Das größte Problem, mit dem Teilnehmende immer wieder zu kämpfen hätten, sei Durchfall.

Im Gespräch ist Schinker offen und freundlich, geradezu kumpelig. Das kann aber auch schnell umschwenken. Als Gründerszene die Bitte ablehnt, Wandermut zwecks besserer Auffindbarkeit im Artikel zu verlinken, wird er kurz sauer. Dann habe er ja jetzt eine Stunde umsonst investiert.

„Wollen kranken Scheiß machen“

Er selbst sieht sich eher als den Typ praktischen Abenteurer, nicht als klassischen Startup-Bro. Bis heute ist seine Firma gebootstrapt, also ohne VC-Geld finanziert. Das soll auch erst mal so bleiben. „Wir wollen kein krasses, skalierbares Berliner Startup sein. Wir wollten einfach kranken Scheiß machen.“

Mit seinen Reisen erwirtschaftet das Startup mittlerweile einen siebenstelligen Umsatz jährlich. Sechs Angestellte beschäftigt das Unternehmen, hinzu kommen zahlreiche Externe, die das Team etwa als Reiseleiter unterstützen.

Mittlerweile sind ein paar Monate vergangen seit dem sh*tstorm. Für Schinker sei die ganze Debatte ein „Neidthema“ gewesen, angestoßen von den „Leuten mit blauen Haaren“. Geändert habe das Startup seitdem nichts: „Wir schaden ja niemandem!“ Die Expedition durch den Darién Gap bietet die Firma nach wie vor an. Die nächste Tour soll noch in diesem Jahr im Dezember starten.

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